Dienstag, 29. März 2011

II: Zurück zur Zukunft - Die PCialisierung der Großunternehmen

2. Gefahr für IBMs Produktlinie (2)
Ein Trend, der sich - folgt man den Gerüchten - zu bestätigen scheint. So will Phulip D. Estridge, Präsident von IBMs PC-Division, bereits eine Wunschliste jener Produkte angefertigt haben, die er gerne unter seine Fittiche nehmen möchte: die Bürocomputer /34, /36 und /38 (zusammen über 90.000 Installationen weltweit) sind ebenso dabei wie die Minicomputer der Serie /1, die als Zusatz-Board gar direkt in den Personal Computer eingebaut werden sollen. Selbst die kleinen und mittelgroßen Mainframes der erfolgreichen Prozessorfamilie 4300, die IBM-intern neuerdings als Superminis bezeichnet werden, sind betroffen.
Die meisten dieser Rechnertypen wurden bislang exklusiv von IBMs eigenem Vertrieb vermarktet. Nun sollen sie - den Wünschen des PC-Präsidenten und vieler anderen IBM-Oberen zufolge - auch von Dritten, den autorisierten Händlern, Dealern, Agenten, Software- und Systemhäusern angeboten werden können. Als hochwertige Arbeitsplatzcomputer, die leicht zu bedienen sind, ähneln sie bereits heute mehr den Personal Computern als klassischen Mainframes.

Montag, 28. März 2011

II: Zurück zur Zukunft - Die PCialisierung der Großunternehmen

2. Gefahr für IBMs Produktlinie
Gerade wegen dieser enormen Erfolge, die IBM anstrebt, steht der Marktführer nach Meinung von ADV/Orga-Chef Meyer aber auch vor dem "wohl größten Wandlungsprozess in seiner Geschichte". Ihn muss der Computergigant in den kommenden Jahren bewältigen. "Die gesamte Produktlinie ist durch den Personal Computer infrage gestellt."
In der Tat - IBMs vielfältige Produktlinien,
die sich in den sechziger und siebziger jahren zwischen den beiden heutigen Extremen Personal Computer und Größtcomputer aufgebaut haben,
die oftmals miteinander konkurrieren, ineinander verschachtelt sind oder einander ergänzen,
sind in Gefahr von der Entwicklung völlig überrollt zu werden.
"IBMs größte Herausforderung besteht darin, dies zu verhindern", meint Meyer. So muss der Marktführer allein im Produktbereich Bürosysteme "mit sechs untereinander inkompatiblen Produkten fertig werden", berichtet das Wirtschaftsmagazin Business Week. (16)
"Immer mehr Computer am unteren Ende der Leistungsskala werden in der Welt der Personal Computer aufgehen", prophezeit Benno Hilmer, geschäftsführender Gesellschafter des Mönchengladbacher Softwarehauses Holland Automation International, "bis am Schluss nur noch Mainframes und Personal Computer übrigbleiben."

Sonntag, 27. März 2011

II: Zurück zur Zukunft - Die PCialisierung der Großunternehmen

1. Großmacht im Aufbruch (6)
"Dies ist der Beginn einer völlig neuen Generation von Personal Computern", kommentierte der Marktforscher Norm DeWitt von Dataquest die Ankündigung dieses neuen PCs, der auf dem brandneuen Mikroprozessor Intel 80286 basiert. "Der AT schickt sich an, den Markt für Mehrbenutzersysteme zu dominieren." Nach Meinung von Insidern liegt er 20 bis 40 Prozent unter dem Preis vergleichbarer Multiuser-PCs. Unter dem Namen "Popcorn" war der 32-Bit-Mikro bereits seit einigen Monaten Gegenstand heftigster Spekulationen. Doch kaum jemand hatte mit einem derart aggressiven Pricing gerechnet: Der Super-PC kostet in der Minimalkonfiguration (256 K Hauptspeicher, 1,2 Mb. Floppy-Laufwerke/5 Zoll) 3.995 Dollar. für 5.795 Dollar bekommt man 512 K Hauptspeicher und eine Winchester-Platte mit 20 MB. Insgesamt lässt sich der Hauptspeicher auf drei Megabyte und der Plattenspeicher auf 40 Megabyte ausbauen. Der SNA-fähige AT kann als Leitstation 72 PCs in einem neuen PC-Network steuern. Als Multiuser-System ist er in der Lage, bequem drei Benutzern zu dienen. Die Marktforscher von Dataquest Inc. glauben, dass IBM bereits 1985 rund 22 Prozent des Marktes für Muliuser-Systeme (1,8 Milliarden Dollar) behaupten werde. Dataquest-Analyst Jim Reynolds: "Ich erwarte, dass 50 Prozent der Firmen, die Multiuser-Systeme herstellen, entweder aus dem Markt verschwinden werden oder sich mit anderen Herstellern innerhalb der kommenden zwei Jahre zusammentun". Bereits 1988 werde dieser Markt zehn Milliarden Dollar erreichen.
Angesichts solcher Aussichten überschlagen sich die Marktforscher bei ihren optimistischen Prognosen für IBM. Ulric Weil, Analyst bei Morgan Stanley Guaranty, glaubt, dass IBM bereits 1984 rund sechs Prozent ihres Umsatzes mit ihrer PC-Familie machen wird. (14) Andere Insider behaupten, dass Big Blue 1985 rund 50 Prozent Weltmarktanteile halten werde. (15)

Mittwoch, 23. März 2011

II. Zurück zur Zukunft - Die Pcialisierung der Großunternehmen

1. Großmacht im Aufbruch (5)
Mit ihrer Strategie sucht IBM die totale Marktabdeckung. Da gibt es den PC für daheim (PCjr, in den USA im November 1983 angekündigt) und für unterwegs (PC Portable, Februar 1984). Im Büro wartet eine ganze Phalanx von Personal Computer auf den Benutzer. Da ist der klassische PC (August 1981) und sein größerer Bruder PC/XT (März 1983). Sie sind die derzeit noch populärsten PCs, die vor allem auf den spezifischen Bedürfnisse einzelner Benutzer zugeschnitten sind. Und da ist der 3270-PC (Oktober 1983), der hervorragend geeignet ist, um mit dem Großrechner zu kommunizieren. Schließlich steht da noch er XT/370 (Oktober 1983), ein Arbeitsplatzcomputer für Programmierer, auf den Software vom Großrechner heruntergeladen werden kann, um diese dann vor Ort zu pflegen, zu warten oder gar weiterzuentwickeln. Schon sind weitere PCs im Abnarsch. So verkündete IBM im August 1984 einen neuen Personal Computer PC/AT (Advanced Technology) an, der als Mehrbenutzersystem einsetzbar ist.

Dienstag, 22. März 2011

II: Zurück zur Zukunft - Die PCialisierung der Großunternehmen

1. Großmacht im Aufbruch (4)
Für 1984 soll IBM bei seinen PC-Lieferanten Komponenten für rund zwei Millionen Perrsonal Compuzer bestellt haben, die im Orwell-Jahr ausgeliefert werden sollen. Ende 1984 wird bereits alle sieben Sekunden ein PC die Produktion verlassen.
Seit März 1984 stellt der Riese die Intelligenz der Rechenzwerge, die Mikroprozessoren, weitgehend selbst her. Bislang hatte er das Herzstück seiner am meistern verkauften PCs, die auf dem 1979 erstmals vorgestellten Intel 8088 basieren, bei dem kalifornischen Chipproduzenten Intel eingekauft, an dem er seit 1983 mit inzwischen nahezu 20 Prozent beteiligt ist. Damit machte sich der Gigant unabhängig von dem durch den PC-Boom völlig überhitzten Halbleitermarkt.
Schon gilt der Gigant als der Hersteller, der zu den niedrigsten Kosten produziert. Dabei ist das Rationalisierungspotential noch gar nicht ausgereizt. So lassen sich die 200 Chips, die derzeit für den Bau eines PCs notwendig sind, nach Meinung der Marktforschungsfirma Dataquest bei Einsatz modernster Technologien auf 20 Stück reduzieren. (13)

Donnerstag, 17. März 2011

II: Zurück zur Zukunft - Die PCialisierung der Großunternehmen

1. Großmacht im Aufbruch (Teil 4)
Innerhalb kürzester Zeit holte sie sich 26 Prozent Marktanteile, und der Erfolg reißt alle mit. "Der PC hat die gesamte Firma wiederbelebt", meint der Wall-Street-Analyst Stephen T. McClellan von Salomon Brothers. Ende 1984 wird IBMs Marktanteil bereits bei 38 Prozent liegen, prophezeien die Marktforscher von Future Computing. (8) Michael S. Preston, Branchenbeobachter für den Börsenmakler L.F. Rothschild, Unterberg, Towbin: "Die größte Überraschung war, wie schnell und in welchem Ausmaß IBM zum dominierenden Faktor in dieser Branche wurde." (9) Sie besitzt mittlerweile Produktionskapazitäten in Boca Raton, Florida, und Greenock, Schottland, die fürf einen monatlichen Output von mindestens 100.000 PCs ausgelegt sind. (10) "Alle 45 Sekunden entsteht ein neuer Computer", erläutert der IBMer Daniel H. White, der die Produktionsstätten aufbaute. (11) Schon will IBM ihre Fertigungskapazitäten 1984 ververfachen und stößt dabei an Steuergrenzen: Ein in Boca Raton geplante Expansion der Produktionsfläche um zehn Prozent wurde im Januar 1984 zurückgenommen, weil der Staat Florida dies als Anlass nahm, auf der Basis der international umstrittenen amerikanischen "Unitary Tax" Extrasteuern für diesen profitablen Bereich von dem Multi zu verlangen.