2. Abschied von der Miete (1)
Unterstützt wird dieses Streben nach Marktmacht auch von einer ganz anderen Entwicklung, die in ihren Auswirkungen noch gar nicht zu übersehen ist: die Verlagerung des Umsatzes vom Mietgeschäft hin zum Verkauf. Ihr hat IBM ihr großes Liquiditätspolster zu verdanken. Sie verunsichert allerdings so manchen Anleger - wie zum Beispiel Irv Kormanoff.
Die Wende zum Verkaufsgeschäft wurde erstmals 1981 voll sichtbar. Damals übertraf der Verkaufsumsatz von 12,9 Milliarden Dollar die Mieteinnahmen (10,8 Milliarden Dollar) erstmals um 20 Prozent. Und Ende 1983 lagen zwischen dem Mietgeschäft und den Verkaufsumsätzen bereits 14 Milliarden Dollar.
Dieser Trend setzt sich weiter fort. Im ersten Quartal 1984 stiegen die Verkäufe um 38 Prozent, während die Mieteinnahmen um 26 Prozent sanken. Im zweiten Quartal 1984 hatte der Anteil der Verkäufe asm Umsatz bereits 63 Prozent erreicht, ein Jahr zuvor hatte er noch bei 56 Prozent gelegen. Und die Mieteinnahmen fielen nochmals um 27 Prozent.
Diese Entwicklung hat zur Folge, dass IBMs Anlagevermögen, in dem die Mieteinnahmen traditionell den größten Aktivposten darstellten, mit dem Umsatz nicht mehr Schritt halten kann. Nachdem es 1981 mit 30 Milliarden Dollar den Umsatz noch um knapp eine Milliarden übertroffen hatte, sinkt das Anlagevermögen immer schneller ab.
All das sind gute Gründe für Pessimisten wie Kormanoff, die in der IBM-Strategie eine Ausverkaufspolitik sehen. Sieverkennen dabei jedoch, dass sich der Marktführer seit 1980 in einem gewaltigen Wandlungsprozess befindet, aus dem er zu Beginn der neunziger Jahre als das umsatzstärkste Unternehmen der Welt hervorgehen will. Rund um das traditionelle Großcomputergeschäft entstehen ständig neue Märkte, die sich so schnell verändern, dass das langfristige Mietgeschäft sich kaum auszahlt.
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