Mittwoch, 5. Januar 2011

I: 5.2 Am Rockzipfel von Mother Blue (Teil 3)

1. IBM in der Bundesrepublik Deutschland
Die Deutsche Bundespost entwickelte gemeinsam mit der IBM Deutschland GmbH den neuen Dienst "Bildschirmtext", dessen bundesweite Einführung nach einem Jahr Verspätung 1984 sukzessive vollzogen wird. Mit Siemens - so munkeln Insider - habe IBM insgeheim eine Art Stillhalteabkommen geschlossen, was von IBM energisch dementiert wird. Immerhin liefern die Münchner an den Rechnerriesen Speicherchips und vermarkten seit 1983 IBMs erfolgreiche Plattenspeicher 3380 statt der kompatiblen Produkte ihres japanischen Großrechner-Lieferanten Fujitsu.
Solche Abkommen lassen den Eindruck entstehen, dass IBM und Siemens untereinander ihre Interessen abgleichen. Es sieht so aus, als wollten sie sich nicht gegenseitig ins Gehege kommen. So verkündete IBM-Geschäftsführer Edmund Michel, zuständig für den Unternehmensbereich "Neue Märkte" (5000 Mitarbeiter), dass die deutsche Tochter sich nicht um eine Teilnahme an der Ausschreibung der Bundespost bei der Realisierung des digitalen Vermittlungsnetzes bemüht habe. Hier wie im Ausland muss Siemens zunehmend mit amerikanischer Konkurrenz fertig werden. Zum Beispiel mit ITT und deren deutschen Tochter Standard Elektrik Lorenz (SEL), die erstmals neben den Münchnern als Lieferant für öffentliche Vermittlungssysteme von der Bundespost ausgewählt worden war. Jetzt gilt es für Siemens, IBM abzuwehren. Denn durch die 1983 vollzogene Beteiligung an dem kalifornischen Telefonbauer ROLM (22 Prozent) ist der blaue Riese mittelfristig durchaus in der Lage, bei der Digitalisierung der öffentlichen Netze technologisch mitzuhalten. Schon plant der Computerhersteller Mitte 1984 die Gründung einer Gesellschaft in der Bundesrepublik, die zusammen mit Rolm private Telekommunikationsgeräte vermarkten soll.

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