Mittwoch, 19. Januar 2011

I: 7.2 Teufel gegen Beelzebub

Die hiesigen Postgesellschaften, die allein in den siebziger Jahren die historische Chance gehabt hatten, das Schicksal Europas und seiner Technologiefirmen in einer konzertierten Aktion zu bestimmen, haben versagt. Jetzt ist es zu spät. Das Zusammenwachsen von Nachrichtentechnik und Informationsverarbeitung ist zu weit fortgeschritten.
"Die einzige 'InternationaleÄ, die auf der Basis von Gleichen zu Gleichen mit IBM in den Dialog treten kann, ist die Allianz der Fernmeldeorganisationen." So postulierten noch 19z78 dier beiden Autoren Alain Minc und Simon Nora in ihrer vor allem in Frankreich berühmten Studie "Die Informatisierung der Gesellschaft". Doch bis heute ist es nicht zu diesem Dialog gekommen. Und nun ist es zu spät. Stattdessen finden Einzelgesprächen zwischen IBM und den Postgesellschaften statt. Und der Computermulti muss sich einzig und allein mit AT&T auseinandersetzen. Die Fernmeldeorganisationen können nur noch entscheiden, ob sie in ihren jeweiligen Hoheitsgebieten den Beelzebub IBM durch den Teufel AT&T austreiben wollen. Oder umgekehrt. Genau dies bereitet der Fernmeldewelt große Sorgen. Meint Anfang August 1984 Frankreichs Postminister Louis Mexandeau gegenüber "Business Week"; Europa darf nicht erlauben, dass solche multinationale Giganten wie IBM mit ihren eigenen Standards die einzigen echten Kommunikationsnetzwerke kreieren. Sie würden ihre Wettbewerber in ein ruinöses Rennen mit der Kompatibilität stürzen."
Doch lässt sich dies wirklich noch verhindern? Haben die nationalen Computerhersteller und Amtsbaufirmen überhaupt noch irgendeine andere Chance, als sich mit einem der Giganten wie IBM und AT&T zu arrangieren? Sie müssen sich wenigstens einen dieser beiden stärksten Anbieter zum Freunde machen, die ihrerseits die in Einzelstaaten zerstückelte Welt Europas längst als integraler Bestandteil ihres globalen Plans betrachten können.
IBM und AT&T wissen, dass sie heuite unter sich den Weltmarkt aufteilen müssen, wenn sie in den neunziger Jahren der japanischen Herausforderung begegnen wollen. Denn die fernöstliche Supermacht hat ihre Kraft noch längst nicht voll entfaltet. Doch deren Ziel ist bekannt: in der kommenden Dekade wird Japan mit aller Macht den Griff zur Weltherrschaft im Markt der Supertechnologien wagen.
Nur mit Europa als Verbündeten können IBM und AT&T diesen Angriff Japans auf den Weltmärkten abwehren.



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