Europa befindet sich in der Entscheidung: Kann irgend etwas den Alten Kontinent noch aus der Umklammerung durch IBM und AT&T retten? Eines ist klar: Würde alles über den Markt entschieden, so würde das Informationszeitalter in Europa - und somit auch weltweit - von dem amerikanischen Duopol regiert.
Der Zwiespalt kennzeichnet die Szene: Da setzen sich Postgesellschaften, nationale Computerhersteller und Amtsbaufirmen zusammen, um gegen IBM eigene Normen zu erlassen. Gleichzeitig fürchten sie AT&T, das jedes Machtvakuum auszufüllen sucht.
Was soll man tun? Ist Europa nicht zur Kooperation mit IBM und AT&T verurteilt? Oder können uns vielleicht die Japaner als Vorbild dienen?
Diese setzen in ihrem Inselstaat voll auf eine Liberalisierung des Fernmeldemonopols. Wenn alles gutgeht, wird Nippon Telegraph & Telephone (NTT) mitsamt seinen 330.000 Mitarbeitern ab 1. April 1985 in den freien Markt entlassen.
Die Fernmeldeorganisation, die in den zwanziger Jahren noch eine Tochtergesellschaft von American Telephone & Telegraph war, kann dies getrost tun. Denn sie errichtet derzeit das modernste Netzwerk der Welt in einem geschlossenen Markt. Sie braucht weder IBM noch AT&T zu fürchten. Und auch nicht die vier japanischen Konsortien, die sich bereits gebildet haben, um gegen NTT mit eigenen Netzwerken zu konkurrieren.
IBM Japan Ltd., einer der wichtigsten Lieferanten von NTT und deren supermodernem Information Network System (INS), hatte ebenfalls ihr Interesse an einem eigenen Netzwerk angekündigt, diese Absicht jedoch vorläufig zurückgezogen. Denn die Japaner diskutieren zur Zeit heftig, ob sie einem Ausländer erlauben sollen, alleiniger Eigentümer eines Netzes zu sein.
Die Technologiemacht Japan sperrt ganz einfach gefährliche, ausländische Wettbewerber aus. Ist dies auch ein Weg für Europa? Kann sich der alte Kontinent auf diesem Weg der Überfremdung durch IBM und AT&T erwehren?
Wohl kaum. Zu unterschiedlich sind die Interessenlagen in den einzelnen Staaten, zu sehr weichen auch die Auffassungen in den einzelnen Ländern voneinander ab, als dass es zu einer einheitlichen Konzeption kommen könnte. Es fehlt hier an einer starken, einigenden Kraft wie dem japanischen Ministerium für Handel und Industrie (MITI), das die Normen auf dem fernöstlichen Inselstaat setzt und die einheimische Industrie kompromisslos zur Zusammenarbeit verpflichtet.
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