Die IBM fühlte sich in ihrer multinationalen Ehre zutiefst gekränkt. Mit einem einzigen Federstrich zerstörte sie kurzerhand den aufwendigen Zeichentrickfilm, dem sie beim legendären Technicolormaler Walt Disney in Auftrag gegeben hatte. Völlig zerrüttet verzichtete der Computerriese auf jene halbe Million Mark Vorschuss, den er ein Jahr zuvor an die Disneyländer gezahlt hatte. Das war das Ende einer gigantischen Illusion, aus der die Trickkünstler die phantastischen Perspektiven eines neuen Zeitalters schmieden sollten.
Der Anlass für das missgestimmte Streichkonzert waren ein paar Pieptöne aus dem All. Ein kleiner Ball aus Gold und Magnesium, der mit einer Geschwindigkeit von 30.000 Kilometern in der Stunde um die Erde raste, lädierte das ehedem so starke Selbstbewusstsein der IBM so sehr, dass sie den Glauben an die heile Disneywelt verlor.
Ohnmächtig musste der "Gigant unter den Giganten" (Jean-Jacques Servan-Schreiber) mitansehen, wie die Russen mit ihrem Sputnik-Start am 4. Oktober 1957 die USA austricksten.
Die Blamage saß tief. Der Glaube der verbündeten Nationen an die Technologiemacht USA war erschüttert. Die IBM - gewohnt sich grundsätzlich mit dem Erfolg zu identifizieren - nahm die Schlappe geradezu persönlich. Mit Recht. Sie war nämlich 1956 von der amerikanischen Akademie der Wissenschaften beauftragt worden, die gepanten Raumfahrtprojekte der jungen Nation durch ein mächtiges Computerzentrum zu unterstützen. Und nun gehörte sie zum engsten Kreis der bis auf die Knochen blamierten Verlierer.
Als dann1965 mit Early Bird der erste kommerzielle Nachrichtensattelit über der Erde stand, der den Kontakt zwischen den USA und Europa auf 240 Fernsprechkanäle drastisch erweiterte, brach eine neue Ära an. Die Spekulationen mit der Zukunft kannten keine Grenzen mehr.
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